Gefühlsmanagement in der Anti-Gewalt-Arbeit
Fortbildung in Kooperation mit IVM
Die Anti-Gewalt-Arbeit hat sich in den letzten 20 Jahren enorm entwickelt und verändert.
Was einst mit dem „Heißen Stuhl“ begann, kennt inzwischen ein hochentwickeltes System mit vielen spezifischen didaktischen, pädagogischen und psychologischen Instrumenten zur Bearbeitung von Affektkontrollproblemen, verachtenden Menschenbildern, Vorurteilen, sowie extremistischen Einstellungen und radikalen Verhaltensweisen.
Mit unserer Fortbildung wollen wir das Profil der „Arbeit mit den Gefühlen“ in der Antigewaltarbeit weiter stärken.
Es ist ein, in Kooperation mit IVM/Hamburg, entwickeltes Modul, welches wir in den letzten Jahren in der Arbeit mit jungerwachsenen Männern (Bewährungsauflagen) und mit männlichen Insassen der JVA Hamburg-Billwerder sehr erfolgreich eingesetzt haben.
Im Einzelnen geht es um folgende Aspekte:
• Grundlegende Haltung, als Trainer, in der Gefühlsarbeit mit Gewalttätern.
• Zugang zum Gefühlsleben der Teilnehmer z.B. im Biografischen Dialog.
• Beleuchtung der Hintergründe und Ursachen des „Opferdaseins“, z.B. im
kritisch/reflektierenden Gruppendialog.
• Persönliche Ausprägung des eigenen Opferdaseins, z.B. im „Einzelgespräch“.
• Die Bedeutung von Gefühlen und Emotionen bei der Umwandlung der Opfer- in die
Täterrolle, z.B. in der „Gewaltsitzung“.
• Wirksame Instrumente für die Aufrechterhaltung der Affektkontrolle, z.B. in Übungen zur
Selbstbeobachtung und Selbststeuerung.
• Rituale und Geschichten zur Festigung emotionaler Stabilität.
• Rollenspiele, Übungen und Spiele aus der praktischen Arbeit.
Annahme
Wer sich über seine Gefühle im klaren ist, Selbstführsorge betreibt und sich Selbst treu bleibt, führt ein gewaltfreies Leben
Es gibt viele Formen der Gewalt. Wir finden sie alltäglich vor.
Sie durchdringt unsere Gesellschaft, unsere Sprache und unser Denken.
Gewalttätig werden in den meisten Fällen Einzelpersonen.
Die individuelle Gewaltausübung hat individuelle Hintergründe und Geschichten.
Sie bilden unsere gemeinsame Arbeitsgrundlage.
Sie werden eingebettet in konkrete und praktische Methoden der Selbststeuerung.
Individuelle Gewalt entsteht, wenn wir uns bedroht fühlen.
Wenn eine Situation so unerträglich erscheint, dass wir uns aus ihr befreien wollen.
Was macht Situationen unerträglich?
Es sind Gefühle, die oft, solange sie unerkannt bleiben, einen Befreiungsimpuls auslösen.
Ohnmacht, Scham, Trauer, Angst und Verzweiflung sind nur einige Beispiele für Gemütszustände, die unmittelbar vor der Wut und einem Impulsdurchbruch spürbar sein können.
Nun steht hinter jedem Gefühl immer ein Bedürfnis, das wenn es erfüllt wird, uns im Idealfall glücklich macht und wenn es nicht erfüllt wird, mindestens Unwohlsein auslöst.
Hier eine unvollständige Auswahl von Bedürfnissen:
Es besteht eine große Vielfalt an Bedürfnissen die sich ergänzen, fördern oder widerstreben können. Hier kommt die Selbstführsorge ins Spiel.
Gelingt es den Menschen eine Offenheit und Toleranz für ihre eigenen Bedürfnisse zu entwickeln, beginnen sie Verantwortung für diese Vielfalt und damit für sich selbst zu übernehmen.
Mit der Treue zu sich selbst können die Menschen nun entscheiden, in wie weit sie ihren Bedürfnissen, also ihren inneren Anteilen, Entfaltungsfreiheit zugestehen.
Bleiben diese Menschen weiter so offen, fair, transparent, mutig und sich selbst treu,
entwickeln sie sich auf eine natürliche und ganz eigene Art zu demokratischen Persönlichkeiten, die mit Freude und Toleranz ihre Haltungen teilen.
Deshalb ist die Umformung und Auflösung von Gewalt immer auch Demokratiearbeit,
denn sie beginnt in uns selbst!